Wie werden Winterreifen getestet?
Verschiedene Autoclubs, Zeitschriften und Websites haben ihre eigenen Testmethoden. Einer der zuverlässigsten Winterreifentests der Welt wird vom ADAC – dem 1903 gegründeten Allgemeinen Deutschen Automobil-Club – durchgeführt, der mit 16 Millionen Mitgliedern einer der größten Automobilclubs der Welt ist.
Eine wichtige Tätigkeit des ADAC ist die Prüfung von Reifen. Die Qualität von Autos und Reifen wird in Deutschland besonders ernst genommen. Und wie Du weißt, gibt es auch die Verpflichtung, in jeder Jahreszeit mit bestimmten Reifen zu fahren.
Deshalb nimmt der ADAC auch seine Winterreifentests ernst, wie Du in der Videoimpression unten sehen kannst.
Wie genau beurteilt der ADAC Winterreifen?
Zunächst einmal ist es bei der Prüfung von Winterreifen wichtig, dass die Reifen anonym gekauft werden. In mehreren Schritten kaufen sogenannte Mystery Shopper mindestens 32 Einheiten verschiedener Reifen oder 8 Sets desselben Reifens.
- 6 Sets werden bereits vor dem Test “abgenutzt“.
- 2 Sätze werden zur Wiederholung oder Überprüfung von bestimmten Testsegmenten verwendet.
Die getesteten Reifen kommen aus verschiedenen Preissegmenten – von günstigen bis hin zu Premium-Autoreifen – aber in allen Fällen strebt der ADAC beim Test Reifen an, die weit verbreitet sind. Es ist gut zu wissen, dass es mehr als 200 verschiedene Reifenmarken gibt, aber nur etwa 15 Marken dominieren um die 85% des Reifenmarktes.
Winterreifen werden nach 7 Kriterien beurteilt
Die Tests finden auf verschiedenen Rennstrecken statt, zudem reisen die Tester auch nach Finnisch-Lappland, wo die Winterreifen einem harten Feldtest auf echtem Schnee und Eis unterzogen werden.
Die Bewertung erfolgt auf der Grundlage von 7 strengen Kriterien. Reifen, die gut abschneiden wollen, müssen in jeder dieser Kategorien eine gute Punktzahl erreichen. Auch Reifen, die nur bei 1 der 7 Kriterien schlecht abschneiden, werden nie eine hohe Endnote erhalten.
- Reifenleistung bei Nässe (30% der Gesamtbewertung)
- Reifenleistung auf schneebedeckten Straßen (20% in der Endbewertung)
- Reifenleistung auf trockenen Straßen (zählt in der abschließenden Bewertung zu 15%)
- Reifenleistung auf vereisten Straßen (10% der Gesamtbewertung)
- Lebensdauer des Reifens (10% der Lebensdauer des Reifens sind in der Endbewertung enthalten)
- Der Kraftstoffverbrauch des Reifens (zählt in der Endbewertung zu 10%)
- Der Geräuschpegel der Reifen außerhalb des Autos (zählt für 5% in der Endbewertung)
Punkteverteilung der ADAC bei der Bewertung von Winterreifen
Die Reifenspezialisten des ADAC vergeben ihre Punkte auf einer Skala von 0,6 bis 5,5. Dabei gilt – je niedriger die Punktzahl, desto besser
- 0,6 tot 1,5 sind Sehr gut
- 1,6 tot 2,5 sind Gut
- 2,6 tot 3,5 sind Befriedigend
- 3,6 tot 4,5 sind Ausreichend
- 4,6 tot 5,5 sind Mangelhaft
Anmerkung: Die Bewertung “Sehr gut” wurde für Winterreifen bis jetzt noch nicht vergeben.
Durchführung des Winterreifentests
Im Vorfeld werden die zu testenden Winterreifen 500 Kilometer auf trockener Fahrbahn eingefahren. Um die Ergebnisse der Testreifen aus verschiedenen Jahren vergleichen zu können, verwendet die Prüforganisation sogenannte Referenzreifen.
Der spezifische Zweck jedes Winterreifentests besteht darin, das Fahrverhalten unter verschiedenen Bedingungen bestimmen und mit anderen Reifen vergleichen zu können.
Test auf trockener Fahrbahn
Für den Test auf trockener Fahrbahn fahren mehrere Testfahrer mit Winterreifen auf einer trockenen Strecke. Alle Elemente des Verhaltens der Reifen werden bewertet. Wichtige Elemente sind das Bremsen von 100 km/h bis zum Stillstand, das Kurvenverhalten, das Lenkverhalten und die Richtungsstabilität.
Test auf nasser Fahrbahn
Ergebnisse auf nasser Fahrbahn sind für Winterreifen besonders wichtig. Im ADAC-Winterreifentest führen die Tester Bremsmessungen von 80 bis 20 km/h (80 bis 20 mph) durch. Auch Aquaplaning in Längs- und Querrichtung wird getestet. Darüber hinaus berücksichtigen die Tester das gesamte Fahrverhalten auf nassen und kurvenreichen Straßen.
Gute Winterreifen können die plötzliche Gefahr von Aquaplaning verhindern.
Winterreifentest auf Schnee
Von guten Winterreifen wird erwartet, dass sie auf Schnee schnell zum Stehen kommen, und man kann auch auf verschneiter Fahrbahn problemlos losfahren. Die Tester führen Bremstests von 40 bis 20 km/h durch und achten beim Anfahren und Fahren an einem Hang mit einer Steigung zwischen 9 und 12% auf Traktion und Seitenhaftung. Auch das Fahrverhalten des Reifens auf einer flachen Strecke wird kritisch bewertet.
Winterreifentest auf Eis
Es versteht sich von selbst, dass Winterreifen auf vereisten Straßen eine angemessene Leistung erbringen müssen. Deshalb testen wir auch auf einer Eisbahn auf Bremsen von 20 bis 9 km/h. Darüber hinaus testet der ADAC die seitliche Griffigkeit auf einer Rundbahn.
Auf einer Eisbahn werden die gleichen ABS-Bremsmessungen vorgenommen wie auf Schnee, jedoch von 20 bis 9 km/h. Der seitliche Halt wird auf einer kreisförmigen Bahn getestet.
Kraftstoffverbrauch von Winterreifen
Auch der Kraftstoffverbrauch spielt bei Winterreifentests eine Rolle. Ein Reifen mit hohem Rollwiderstand dürfte auf Schnee gut punkten, aber auch der Kraftstoffverbrauch steigt rapide an. Je höher der Rollwiderstand, desto höher der Kraftstoffverbrauch.
Der ADAC verwendet spezielle Geräte zur Ermittlung des Rollwiderstands und des Kraftstoffverbrauchs bei einer konstanten Geschwindigkeit von 100 km/h. Es werden Messungen über eine Entfernung von 2 km vorgenommen, die in mehreren Sitzungen durchgeführt werden.
Geschwindigkeitstest
Auch bei höheren Geschwindigkeiten müssen Winterreifen weiterhin gute Leistungen erbringen. Die Reifen werden gründlich bei der für den Reifen zulässigen Höchstgeschwindigkeit getestet. Der ADAC tut dies bei einem Sturz (Sturzflug) von 2 Grad.
Reifengeräusch
Das Rollgeräusch von Reifen außerhalb des Fahrzeugs ist nach dem im Europäischen Reifenkennzeichen festgelegten Verfahren zu messen. Das Laufflächenprofil des Reifens hat einen großen Einfluss auf das vom Reifen erzeugte Geräusch. Zusätzlich wird von 3 Personen eine subjektive Beurteilung des Lärms im Inneren der Kabine durchgeführt. Dies geschieht durch Anhalten des Motors bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h und Verlangsamung auf 30 km/h.
Verschleiß und Haltbarkeit
Mit identischen Autos, die zur gleichen Zeit beladen werden und nacheinander fahren, wird auf öffentlichen Straßen eine feste Route gefahren. Die Autos fahren insgesamt 15.000 Kilometer, danach wird der Reifenverschleiß genau erfasst. Zusätzlich führen die ADAC-Tester einen Beständigkeitstest mit der Höchstgeschwindigkeit des hochbelasteten Reifens durch.